Knorpelschaden

Damit die Knochen eines Gelenks nicht aufeinander reiben, sind ihre Flächen mit einer speziellen Schicht, dem Gelenkknorpel, versiegelt. Diese Schicht besteht aus einem stabilen Netzwerk von Bindegewebsfasern. Dazwischen sind Knorpelzellen eingestreut, die als Verbund dienen. Der Knorpel reduziert die Reibung im Gelenk und kann zum Beispiel Stöße beim Laufen abfedern.

Ein Knorpelschaden kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören mechanische Störungen durch Fehlstellung (X- oder O-Bein), Unfälle, dauerhaftes Übergewicht oder ein fehlender/zerstörter Meniskus. Auch Kreuzbandrisse können auf Dauer mit der Entwicklung eines Knorpelschadens und in der Folge mit einer Arthrose einhergehen. Ein in Maßen praktizierter Ausdauersport birgt übrigens keine vermehrte Gefahr eines Knorpelschadens.

Wie wird ein Knorpelschaden diagnostiziert?

Weil die Knorpelschicht nicht schmerzempfindlich ist, macht sich ihr Verschleiß erst in einem fortgeschrittenen Stadium bemerkbar. Ist hingegen ein Knorpelschaden Folge eines Traumas (zum Beispiel Verdrehen des Gelenks), wird er zumeist frühzeitig diagnostiziert.

Hinweis auf einen Verschleiß des Knorpels liefert in erster Linie ein konventionelles Röntgenbild, während die Kernspintomographie (MRT) bei frischen Verletzungen herangezogen wird. Mit speziellen Röntgenuntersuchungen können wir zudem Fehlstellungen erkennen. Eine Computertomographie ist nur in Ausnahmefällen notwendig.

Wie wird ein Knorpelschaden therapiert?

Menschlicher Knorpel verliert nach Beendigung der Pubertät die Fähigkeit zur Regeneration. Das macht die Behandlung schwierig. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Therapie abhängig ist von der Ursache, dem Grad der Zerstörung des Knorpels sowie vom jeweils betroffenen Gelenk.

Kinder kann man bei bestimmten Knorpelerkrankungen (Osteochondrosis dissecans) konservativ behandeln – je nach Stadium und Beschwerden. Auch bei Erwachsenen ist eine konservative Therapie möglich. Denn nicht jeder Patient mit einem Knorpelschaden hat zugleich Beschwerden. Deshalb ist die Indikation zur Operation in jedem Fall immer individuell und hängt von zahlreichen Voraussetzungen ab, die vorher detailliert analysiert werden müssen.

Operativ stehen uns verschiedene Verfahren zur Verfügung: Bei den sogenannten Stammzellentechniken (Mikrofrakturierung, Abrasionschondroplastik) können nach Eröffnung der Knochenschicht Stammzellen aus dem eigenen Knochenmark in den Defekt einwandern und sich dort zu einem Ersatzknorpel entwickeln. Diese Maßnahmen kommen insbesondere bei halbschichtigen, reinen und kleineren Knorpelschäden (<2,5 cm2) im Rahmen einer arthroskopischen Operation zum Einsatz.

Tiefere Knorpelschäden kann man unter Verwendung körpereigener Knorpel-Knochen-Zylinder decken, die man nicht betroffenen Arealen entnimmt. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass man einen körpereigenen und funktionstüchtigen Knorpel nutzt, der durch den Knochenblock gut einheilen kann. Eine genaue Anpassung ist jedoch technisch schwierig und sollte nur von einem erfahrenen Operateur durchgeführt werden. Bei einigen Patienten können wir diesen Eingriff arthroskopisch durchführen, bei anderen wiederum ist ein kleiner bis mittelgroßer Hautschnitt erforderlich. Sehr große Defekte kann man allerdings nicht mit diesem Verfahren behandeln, da die Zahl an Entnahmezylindern limitiert ist.

Für die Knorpelzelltransplantation sind zwei Operationen erforderlich: Zunächst entnimmt man bei einer Arthroskopie Knorpelproben aus einem nicht betroffenen Areal. Diese Proben wandern dann zu einem Labor, das die gewonnen Zellen in eine Kultur transferiert und vermehrt. Denn die Zahl der Knorpelzellen in der Probe ist gering (ca. 200.000) – für eine erfolgreiche Transplantation benötigt man jedoch mehrere Millionen. Wenige Wochen nach der Entnahme können wir dann die Zellen auf einer sogenannten dreidimensionalen Matrix-Membran in den Knorpeldefekt einsetzen.

Die autogene matrix-indizierte Chondrogenese, kurz AMIC, ist eine Alternative zur Knorpelzelltransplantation, wenn es sich um reine Knorpeldefekte größeren Durchmessers handelt. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass man hierfür nur einen Eingriff benötigt. Im Rahmen einer offenen Operation bereitet man zunächst den Knorpelschaden durch Mikrofrakturierung auf und versieht ihn dann mit einer dreidimensionalen Membran. Diese Membran erfüllt zwei Aufgaben: Sie fördert zum einen die Differenzierung der Stammzellen in den Knorpelzellen und dient außerdem als stabiles Leitgerüst

Wie sieht die weitere Behandlung nach der Operation aus?

Um den Operationserfolg zu sichern, ist die Einhaltung einer strukturierten Nachbehandlung mindestens ebenso wichtig wie die Operation selbst. Im Normalfall müssen Sie zunächst sechs Wochen lang Unterarmgehstützen benutzen, um die operierte Struktur zu entlasten. Anschließend erfolgt ein moderater Belastungsaufbau. Außerdem muss das Kniegelenk täglich mehrfach passiv bewegt werden, um die Knorpelregeneration und -reifung unter anderem durch eine bessere Verteilung der Gelenkflüssigkeit zu optimieren. Dazu erhalten Sie eine spezielle Bewegungsschiene (CPM-Schiene). 

Nach dem Abtrainieren der Gehstützen (nach zirka acht bis zehn Wochen) erfolgt ein Aufbautraining der Muskulatur sowie ein Koordinationstraining. Sportliche Belastungen wie Joggen sind nach rund sechs Monaten möglich, jedoch sollten Sie besonders Stop-and-Go-Sportarten für etwa zehn bis zwölf Monate vermeiden.

Die Behandlung von Knorpelschäden ist komplex und erfordert immer eine individuelle Therapie. Gerne besprechen wir das Vorgehen gemeinsam mit Ihnen in unserer Sprechstunde.


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