Schilddrüse

Die Schilddrüse ist groß wie ein Schmetterling, liegt unterhalb des Kehlkopfs vor der Luftröhre und bildet wichtige Hormone für die Regulierung des Stoffwechsels. Eine Fehlfunktion der Schilddrüse führt häufig zur massiven Einschränkung der Lebensqualität.

Erst die genaue Diagnostik (Hormonwertbestimmung, Ultraschall, Szintigraphie, Feinnadelpunktion) bietet die Voraussetzung für eine medikamentöse oder operative Therapie.

Anatomie und Funktion

In ihrer Form erinnert sie an einen Schmetterling: Die Schilddrüse besteht aus einem linken und einem rechten Lappen, die über einen kleinen Steg miteinander verbunden sind. Das Organ liegt vor der Luftröhre und unterhalb unseres Kehlkopfes. Viel Gewicht bringt es nicht auf die Waage: Bei Erwachsenen wiegt die Schilddrüse nur zwischen 20 und 30 Gramm.

Obwohl die Schilddrüse also ein ausgesprochenes Leichtgewicht ist, wiegt ihre Bedeutung für unseren Organismus schwer: Stoffwechsel, Kreislauf, Wärmehaushalt, Nervensystem, Wachstum von Haut, Haaren und Nägeln, Sexualität und Fruchtbarkeit sowie die Verdauungsorgane und die Psyche sind von ihr abhängig.

Um den vielen Aufgaben in unserem Organismus nachkommen zu können, produziert das Organ die beiden lebenswichtigen Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Tetrajodthyronin (T4), die über das Blut zu unseren Körperzellen gelangen und dort unsere Stoffwechselprozesse steuern.

Wie viele Hormone die Schilddrüse an das Blut abgibt, wird jedoch sozusagen eine Instanz höher entschieden: im so genannten hypothalamisch-hypophysären-thyreoidalen Regelkreis. Das klingt zunächst einmal kompliziert, beschreibt aber das folgende Zusammenspiel: Unser Zwischenhirn (Hypothalamus), ein Verbindungsstück zwischen Körper und Gehirn, produziert das Hormon TRH (Thyreotropin Releasing Hormone). TRH wiederum stimuliert die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) zur TSH-Ausschüttung (Thyreoid Stimulating Hormone). Dieses TSH regt nun die Schilddrüse an, ihrerseits Hormone auszustoßen. Steigen in der Folge die Schilddrüsenhormone im Blut an, dann fahren Hypothalamus und Hypophyse ihre Produktion herunter, so dass das System im Gleichgewicht bleibt. Für ihre Hormonproduktion braucht die Schilddrüse Jod, das wir normalerweise mit der Nahrung zu uns nehmen. Die Schilddrüse selbst kann zwar Jod speichern, aber nicht selbst produzieren. Unser täglicher Jod-Bedarf liegt bei rund 200 Mikrogramm, den wir mit einer ausgewogenen Ernährung abdecken können. Je nach Lebensalter oder in besonderen Lebensphasen steigt unser Jodbedarf noch an: So benötigt der Organismus in der Schwangerschaft und während der Stillzeit sogar bis zu 260 Mikrogramm Jod. Viel Jod ist zum Beispiel in Fisch enthalten, etwa in Seelachs, Kabeljau oder Scholle, aber auch in Milch und Milchprodukten, Roggen, Spinat oder Eiern. Auch wer im Haushalt Jodsalz verwendet, beugt einem Mangel vor.

Diagnostik

Anamnese

Am Anfang jeder Behandlung steht ein ausführliches Gespräch mit Ihnen. Bei der so genannten Anamnese, bei der wir Ihre Krankengeschichte erfragen, wollen wir zum Beispiel wissen, 

  • wie Ihre Beschwerden aussehen
  • wann sie zum ersten Mal auftraten
  • welche Vorerkrankungen Sie haben
  • ob auch andere Familienmitglieder an Erkrankungen der Schilddrüse leiden
  • ob Sie sich schon einmal einer Strahlentherapie unterzogen haben
  • und welche Medikamente Sie einnehmen, denn auch sie können einen Einfluss auf die Schilddrüsenwerte haben (z. B. Kortison, ASS, Schilddrüsenmedikamente, aber auch Johanniskraut)

 

Tastuntersuchung

Eine körperliche Untersuchung beginnt mit dem Abtasten der Schilddrüse, auch Palpation genannt. Während die Patienten sitzen, tasten die Mediziner von vorne und von hinten den Hals ab. Ist die Schilddrüse druckempfindlich oder hart? Lassen sich Knoten ertasten? Ist die Schilddrüse beweglich? Gibt es vergrößerte Halslymphknoten? All diese Befunde können uns Hinweise auf Ihre Schilddrüsenerkrankung geben.

 

Sonografie

Die Sonografie, auch Ultraschall genannt, ist ein bildgebendes Verfahren, um Erkrankungen von Organen zu diagnostizieren. Mit Hilfe von Schallwellen können wir Größe, Form und Lage der Schilddrüse bestimmen. Auch Knoten oder Zysten lassen sich nach Größe, Lage und Art der Randbegrenzung beschreiben. Dank der hohen Bildauflösung können wir mit modernen Ultraschallgeräten heute sogar Knoten, die nur einen Durchmesser von einem Millimeter haben, nachweisen. Und sollten wir bei Ihnen Knoten entdeckt haben, dann kontrollieren wir bei den nachfolgenden Untersuchungen, ob sich das Gewebe weiter verändert hat.

Neue Techniken helfen uns, die Knoten sehr genau zu differenzieren. Die Farbdoppler-Sonografie zeigt uns zum Beispiel, ob das Gewebe durchblutet ist. Dies kann auf eine Überfunktion oder einen Tumor hindeuten. Ist das Gewebe hingegen nicht durchblutet, handelt es sich möglicherweise um Narben oder Zysten.

Komplettiert werden unsere sonografischen Möglichkeiten durch ein Elastografiegerät der neuesten Generation, über das in Deutschland nur die wenigsten Einrichtungen verfügen. Aber mit dieser High-Tech-Anlage können wir verdächtige Knoten genauer bestimmen und den Patienten möglicherweise unnötige Operationen ersparen. Die Elastografie misst zur Diagnostik die Gewebe-Elastizität. Da das Tumorgewebe von derber Konsistenz ist, können wir dank dieser Untersuchung zwischen gut- und bösartigem Gewebe genauer unterscheiden.

 

Laborparameter

Um eine Funktionsstörung der Schilddrüse festzustellen, nehmen wir bei unseren Patienten Blut ab. Die Blutuntersuchung im Labor ist eines der hilfreichsten diagnostischen Verfahren, weil die Schilddrüse beständig Hormone ins Blut abgibt. Anhand der Laborwerte können wir nämlich erkennen, ob die Patienten ausreichend, zu viel oder zu wenig Schilddrüsenhormone produzieren. So erhalten wir schnell Aufschluss darüber, ob eine Über- oder Unterfunktion vorliegt.

Ein wichtiger Messwert zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion ist das TSH. Dieses Hormon wird von der Hirnanhangdrüse ausgeschüttet:  Ein hoher TSH-Wert deutet auf eine Schilddrüsenunterfunktion hin, ein niedriger TSH-Wert auf eine Überfunktion. Außerdem untersuchen wir die Menge der von der Schilddrüse selbst produzierten Hormone T4 und T3 im Blut, um festzustellen, ob der Körper ausreichend Schilddrüsenhormone bildet oder ob möglicherweise ein Ungleichgewicht vorliegt.

Beim Verdacht auf eine so genannte Autoimmunerkrankung, bei der das körpereigene Abwehrsystem das eigene Gewebe angreift, werden zusätzlich Antikörper gegen bestimmte Schilddrüsenstoffe im Blut bestimmt, und zwar:

  • Thyreoglobulin-Antikörper (TG-AK)
  • Thyreoidale Peroxidase-Antikörper (TPO-AK)
  • TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK)

 

Szintigrafie

Wenn wir Knoten gefunden haben, die größer sind als einen Zentimeter, dann führen wir in der Regel eine Schilddrüsenszintigrafie durch. Damit erhalten wir Aufschluss über den Stoffwechsel der Schilddrüse. Bei dieser Untersuchung spritzt man eine kleine Menge schwach radioaktiver Substanz (Technetium) in die Vene, mit deren Hilfe wir ein genaues Bild von der Funktion bzw. von den Stoffwechselvorgängen in der Schilddrüse erhalten. Technetium wird von der Schilddrüse wie Jod aufgenommen. Dank der Aufnahme können wir sehen, wie die Aktivität in der Schilddrüse verteilt ist. Arbeitet das Organ normal, dann zeigt es eine homogene Aktivitätsverteilung – ohne abgrenzbare Herdbefunde oder Aussparungen.

Die Szintigrafie macht es möglich, heiße von kalten Knoten zu unterscheiden. Heiße Knoten bestehen aus überaktivem Gewebe. Sie reichern bei einer szintigrafischen Untersuchung verstärkt die verabreichte radioaktive Substanz an, was wir dann bildlich in Gelb- oder in Rottönen sehen. Das bedeutet, dass die Knoten viel Jod aufnehmen und unkontrolliert Schilddrüsenhormone bilden. Heiße Knoten sind für mehr als die Hälfte aller Überfunktionen der Schilddrüse (medizinisch: Hyperthyreosen) verantwortlich. Dennoch: Bei heißen Knoten kann man fast immer sicher sein, dass es sich um gutartige Veränderungen handelt.

Bei kalten Knoten sammelt sich hingegen kaum radioaktive Substanz in diesem Gewebe an. Meistens steckt hinter kalten Knoten eine harmlose Gewebeveränderung. Aber kalte Knoten muss man weiter im Auge behalten, weil sie, was zwar selten der Fall ist, auch auf eine bösartige Erkrankung hindeuten können.

 

Feinnadelbiopsie

Bei der Feinnadelbiopsie entnehmen wir Gewebe aus einem verdächtigen kalten Schilddrüsen-Knoten. Mit dieser Untersuchung klären wir ab, ob es sich bei den kalten Knoten um gut- oder bösartige Zellveränderungen handelt.

Heiße aktive Knoten darf man nicht punktieren. Deshalb führt man vor einer Feinnadelpunktion immer eine Szintigraphie durch, um zu wissen, ob es sich bei den Gewebeveränderungen um heiße oder kalte Knoten handelt.

Bei der Szintigrafie fixieren wir mit einer Zange und einer dünnen Nadel den kalten Knoten und punktieren ihn, um einige Zellen zur weiteren Diagnostik zu gewinnen. Eine erfolgreiche Feinnadelpunktion setzt eine gute Kooperation zwischen dem punktierenden Arzt und dem befundenden Pathologen voraus. Bei einer sicheren Punktion und einem erfahrenen Diagnostiker ist das Ergebnis fast immer eindeutig. Wir können also fast immer sicher sagen, ob es sich um eine gut- oder bösartige Gebeveränderung handelt.

Alle Punktionen werden bei uns zur besseren Orientierung ultraschallgesteuert durchgeführt, weil sie eine optimale Orientierung im Gewebe gewährleistet. Die Untersuchung ist nicht schmerzhafter als eine Blutentnahme.

Therapie

Konservativ

In den meisten Fällen ist eine medikamentöse Behandlung ausreichend, um das Gleichgewicht in der Schilddrüse wiederherzustellen. Eine Unterfunktion etwa kann man durch die tägliche Gabe von Schilddrüsenhormonen ausgleichen. Bei einer Überfunktion können so genannte Schilddrüsenhemmer dafür sorgen, dass die Hormonproduktion heruntergefahren wird.

Auch Patienten, bei denen ein heißer Knoten entdeckt wurde, können medikamentös durch die Gabe von radioaktivem Jod behandelt werden. Das reichert sich den überaktiven Zellen der Schilddrüsen an und zerstört sie. In einigen Fällen raten wir allerdings zur Operation.

 

Operativ

Obwohl die meisten Schilddrüsenerkrankungen medikamentös behandelt werden können, gibt es auch einige Indikationen für eine Operation. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn mit der Vergrößerung der Schilddrüse gravierende Beschwerden einhergehen oder gefährliche kalte Knoten diagnostiziert sind. Wenn Gewebe oder Knoten entfernt werden müssen, dann kommt es bei der Operation nicht nur auf Fingerspitzengefühl, sondern auch auf viel Erfahrung an. Über beides verfügen die beiden Chirurgen im St. Elisabeth-Krankenhaus. Das Know-how ist auch deshalb so wichtig, weil hinter der Schilddrüse ein wichtiger Nerv verläuft, der die Stimmbänder versorgt. Wird er geschädigt, führt dies zu Heiserkeit, einer dünnen Stimme und manchmal auch zu Luftnot. Deshalb setzen die Chirurgen ein spezielles Nervenstimulationsgerät ein. Mit dessen Hilfe können sie genau sehen, wo der Nerv verläuft. Damit minimieren sie die Gefahr, ihn zu verletzen. In der Regel können die Patienten bereits nach zwei bis drei Tagen das Krankenhaus wieder verlassen. Und sichtbare OP-Narben gehören dank minimal-invasiver OP-Technik der Vergangenheit an.

Nach dem Eingriff sollten Sie sich eine Woche lang körperlich schonen. Nach 14 Tagen können Sie voraussichtlich wieder Ihre Arbeit aufnehmen.

Und das können Indikationen für eine Operation sein:

  • isolierter kalter Knoten in einer sonst unauffälligen Schilddrüse
  • Wachstumstendenz bekannter Knoten
  • vergrößerte Schilddrüse mit und ohne Knoten, die auf Luft- und/oder Speiseröhre drücken
  • unkontrollierte Hormonproduktion in großen Schilddrüsenknoten
  • Morbus Basedow mit Knoten oder Kontraindikation gegen Radiojodtherapie
  • Schilddrüsenkrebs

Unsere Operationsverfahren im Überblick:

  • einseitige Schilddrüsenlappenentfernung (Hemithyreoidektomie)
  • subtotale Schilddrüsenresektion beidseits
  • vollständige Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie)
  • Entfernung von Halslymphknoten

Was wir bieten:

  • große Erfahrung auf dem Gebiet der Schilddrüsenchirurgie
  • hohe medizinische Qualität
  • Anwendung der Ultraschallschere zur schonenden Gewebedurchtrennung
  • kontinuierliche Überwachung des Stimmbandnerven mittels AVALANCHE (Neuromonitoring)
  • standardisierte Schmerztherapie nach dem Eingriff
  • kurze stationäre Verweildauer (2-3 Tage)

 

Vor der Operation

Vor dem Eingriff steht die Diagnostik. Deshalb benötigen wir vor jeder Operation die folgenden Befunde:

  • Schilddrüsenhormonwerte
  • Sonografie
  • Szintigrafie
  • ggfs. Punktionszytologie
  • HNO-ärztliche Kontrolle der Stimmbandfunktion

Wenn alle Befunde vorliegen dann stellen Sie sich in unserer Indikationssprechstunde vor (dienstags von 14:00 bis 17:00 Uhr, nach telefonischer Vereinbarung).

Hier gehen wir die Befunde noch einmal mit Ihnen durch und sprechen ausführlich über die Durchführung der Operation. Ein Termin zur Operation kann gleichzeitig festgelegt werden.

 

Vorstationäre ambulante Untersuchungen

Sie finden in der Regel 2 bis 5 Tage vor der Operation statt und umfassen:

  • die Kontrolle der Befunde
  • gegebenenfalls zusätzliche Untersuchungen (Blutwerte, EKG, Röntgen-Thorax)
  • ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit einem Chirurgen über die OP
  • ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit einem Anästhesisten über das Narkoseverfahren (Anästhesie)
  • eine Vorstellung auf der Station, auf der Sie behandelt werden (u.a. Festlegung des Zeitpunkts der Aufnahme)

 

Stationäre Aufnahme und Operation

Vor der Operation findet eine Prämedikation (Gabe von Medikamenten im Vorfeld der Narkose) statt. Der Eingriff selbst dauert je nach Befund zwischen 0,5 und 1,5 Stunden.

Nach der Operation

Am OP-Tag

  • erfolgt eine standardisierte Schmerzmittelgabe
  • besucht Sie der Operateur und bespricht mit Ihnen die Operation

Am 1. postoperativen Tag

  • bekommen Sie weiterhin Schmerzmittel
  • entfernen wir die Drainage

Am 2. und 3. postoperativen Tag

  • untersuchen wir die Wunde
  • gegebenenfalls kontrollieren wir noch einmal Ihre Laborwerte und Ihre Stimmbandfunktion
  • findet das Entlassungsgespräch statt
  • erhalten Sie Ihren Entlassbrief

 

Nachstationäre Empfehlungen

  • Eine Woche lang sollten Sie sich körperlich schonen
  • Ab dem 3. postoperativen Tag dürfen Sie ohne Pflaster duschen
  • Eine Entfernung von Hautfäden ist nicht notwendig
  • Beginn der Hormonsubstitution in der 2. postoperativen Woche
  • Kontrolle der Hormonwerte sowie Sonografie-Kontrolle 5 Wochen nach der Operation

Erkrankungen

Bei den Schilddrüsenerkrankungen unterscheiden wir zwei verschiedene Arten:

Die Gewebeveränderungen (Struma, Knoten und Entzündungen) und die Funktionsstörungen (Über- und Unterfunktion). Von einer Funktionsstörung der Schilddrüse spricht man, wenn das Organ zu viel oder zu wenig Hormone produziert. Dadurch entsteht eine Über- oder eine Unterfunktion. Verschiedene Ursachen können diese Erkrankungen auslösen, z. B. eine chronische Entzündung des Organs. Besonders während der Wachstumsphase kann eine Schilddrüsenfehlfunktion gravierende Folgen haben.

Struma und Knoten

Zu den Krankheiten der Schilddrüse, die sich durch Gewebeveränderungen bemerkbar machen, gehören die Vergrößerung der Schilddrüse (das so genannte Struma), Entzündungen oder eine Knotenbildung. Eine Gewebeveränderung des Organs muss nicht zwangsläufig mit einer Funktionsstörung wie Über- oder Unterfunktion einhergehen. Häufig wandelt sich jedoch bei einer vergrößerten Schilddrüse ein Teil des Gewebes knotig um. Aus diesen Knoten können sich andere Erkrankungen entwickeln. So kann mit der Zeit zum Beispiel eine Überfunktion des Organs entstehen oder aber auch ein Schilddrüsenkarzinom. Dies ist allerdings nur sehr selten der Fall.

Etwa ein Drittel aller Erwachsenen in Deutschland weist Gewebeveränderungen an der Schilddrüse auf, ohne dass die Betroffenen immer davon wissen. Dies jedenfalls hat eine große Bevölkerungsstudie gezeigt, bei der rund 100.000 Menschen auf Schilddrüsenveränderungen untersucht wurden. Das Ergebnis: Jeder dritte Erwachsene hatte einen Kropf oder einen Knoten in der Schilddrüse. Ältere Menschen waren häufiger betroffen. Bei fast jeder zweiten Frau, die über 50 Jahre alt ist, und bei jedem dritten über 50-jährigen Mann ließ sich ein Knoten in der Schilddrüse nachweisen.

 

Symptome

Ein Knoten oder ein Struma verursachen am Anfang keine Beschwerden. Deshalb merken die Betroffenen zunächst nichts. Erst wenn Knoten oder Struma größer werden, macht sich die Krankheit durch ein Enge- oder Kloßgefühl im Hals und Schluckstörungen bemerkbar. Schreitet die Krankheit noch weiter fort, können Heiserkeit und Luftnot hinzukommen. Eine vergrößerte Schilddrüse ist manchmal von außen erkennbar, kann aber auch unsichtbar nach innen wachsen.

Anders als eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse kann man Gewebeveränderungen nicht durch eine Blutuntersuchung nachweisen. Alle Laborparameter bleiben unauffällig.

 

Heiße und kalte Knoten

Knoten in der Schilddrüse werden in heiße und kalte Knoten unterteilt. Heiße Knoten bestehen aus überaktivem Gewebe. Dies bedeutet, dass sie verstärkt Jod aufnehmen und unkontrolliert Schilddrüsenhormone bilden. Sie arbeiten quasi „autonom“, also unabhängig davon, wie viele Hormone der Körper tatsächlich benötigt. Durch heiße Knoten kann eine Überfunktion (Verlinkung) der Schilddrüse verursacht werden.

Bei heißen Knoten kann man fast immer sicher sein, dass die Veränderungen gutartig sind. Anders ist es um die kalten Knoten bestellt: Kalte Knoten sind inaktiv und sehen auf den Ultraschallbildern wie eine Aussparung aus. Dabei handelt es sich überwiegend um Zysten oder gealtertes Gewebe bzw. Narbenbildungen, die kein Jod aufnehmen und keine Schilddrüsenhormone produzieren können. Die meisten kalten Knoten sind zwar auch gutartige Veränderungen, doch sie können bösartig werden bzw. entarten. Allerdings ist dies nur bei weniger als fünf Prozent der Fall. 

Dennoch gilt: Ein kalter Knoten muss immer sorgfältig und regelmäßig untersucht werden. Gegebenenfalls raten wir Ihnen auch zu einer operativen Entfernung.

Entzündungen

Wenn sich die Schilddrüse entzündet hat, dann liegt dem in den meisten Fällen eine autoimmune Erkrankung zugrunde. Bei einer Autoimmunerkrankung wendet sich der Körper sozusagen gegen sich selbst, indem er Antiköper gegen das eigene Gewebe entwickelt. Eine Autoimmunerkrankung tritt vor allem zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr auf. Zu ihr gehören der Morbus Basedow und die Hashimoto Thyreoiditis. Während die Basedowsche Erkrankung mit einer Überfunktion der Schilddrüse einhergeht, handelt es sich bei der Hashimoto Thyreoiditis um eine Unterfunktion der Schilddrüse.

 

Symptome und Therapie

Bei der Basedowschen Erkrankung, die Frauen fünf Mal häufiger betrifft als Männer, ist das gesamte Gewebe der Schilddrüse diffus überaktiv und ruft die typischen Beschwerden einer Überfunktion (Verlinkung mit Überfunktion) hervor. Bei rund 60 Prozent aller Patienten hat die Krankheit auch Auswirkungen auf die Augenhöhlen: Typisch sind große, hervortretende Augen (medizinisch endokrine Orbitopathie), weil sich vermehrt Gewebe hinter dem Augapfel bildet. Die Erkrankung lässt sich jedoch medikamentös gut mit so genannten Thyreostatika behandeln, die die Produktion der Schilddrüsenhormone drosseln.

Die Hashimoto-Krankheit geht in der Regel mit den typischen Symptomen einer Unterfunktion der Schilddrüse einher (Verlinkung mit Unterfunktion). Die Erkrankung, bei der die homonbildenden Zellen langsam zerstört werden, lässt sich leider ursächlich nicht therapieren. Man kann bislang nur die Begleitsymptome behandeln.

Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose)

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion wird der Körper mit zu vielen Schilddrüsenhormonen sozusagen „überschwemmt“. Dadurch werden alle Organsysteme übermäßig angekurbelt und können heftige körperliche Beschwerden auslösen.

 

Symptome

Eine Überfunktion der Schilddrüse bewirkt eine Beschleunigung der Stoffwechselvorgänge im Körper. Anzeichen sind vor allem Herzklopfen, schneller und manchmal unregelmäßiger Puls, Gewichtsverlust trotz guten Appetits (manchmal sogar Heißhunger), verstärktes Schwitzen, Wärmeunverträglichkeit, warme Haut, Nervosität, Unruhe, innere Anspannung, Zittrigkeit, Durchfall, Leistungsschwäche, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Regelstörungen und Potenzprobleme. Da vor allem Herz und Kreislauf betroffen sind, können langfristig Herzrhythmusstörungen und Vorhofflimmern auftreten.

 

Ursache

Die häufigste Ursache für die vermehrte Ausschüttung des körpereigenen Hormons sind so genannte heiße Knoten oder eine Basedowsche Erkrankung. Während die Basedow-Erkrankung sich meist in jüngeren Jahren das erste Mal bemerkbar macht, treten unentdeckte heiße Knoten in der Regel bei Menschen erst jenseits des 45. Lebensjahres auf.

Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose)

Bei einer Unterfunktion bildet die Schilddrüse zu wenig Hormone, so dass der Körper unterversorgt ist. Dieser Mangel führt zu einer Verlangsamung der Körperfunktionen und aller Stoffwechselvorgänge.

 

Symptome

Wer zu wenig Schilddrüsenhormon produziert, spürt dies körperlich und mental. Weil der Stoffwechsel durch den Mangel gebremst wird, sind die Patienten schlapp, unkonzentriert, antriebslos, kälteempfindlich und müde. Die Haut ist trocken und blass, die Nägel werden brüchig. Außerdem leiden die Betroffenen häufig an Verstopfung und legen deutlich an Gewicht zu. Auch Libido und Fruchtbarkeit nehmen ab. Hinzu kommt ein gestörter Geschmacks- und Geruchssinn, und auch auf die Motorik (unsicheres Gehen) kann sich die Krankheit auswirken.

 

Ursache

Die häufigste Ursache für eine Unterfunktion der Schilddrüse ist bei Erwachsenen die so genannte Hashimoto-Thyreoiditis, eine chronische Entzündung des Organs. Auch nach einer Schilddrüsenoperation, einer Radiojod-Behandlung oder einer Bestrahlung der Halsregion kann eine Unterfunktion auftreten.

Schilddrüsenkrebs

Erfreulicherweise ist Schilddrüsenkrebs eine sehr seltene Erkrankung, die unter allen Krebserkrankungen nur etwa ein Prozent ausmacht. Pro Million Einwohner erkranken jährlich nicht mehr als 20 bis 30 Personen daran. Allerdings lässt sich weltweit ein Anstieg der Schilddrüsenkarzinome feststellen. Wenn sich eine bösartige Erkrankung an der Schilddrüse entwickelt, dann ist sie in den meisten Fällen gut zu behandeln und auch sehr oft heilbar.

Um Schilddrüsenkrebs rechtzeitig zu entdecken, müssen vor allem die kalten Knoten regelmäßig und genau beobachtet werden: Hier besteht bei etwa fünf Prozent der Knoten das Risiko, dass sich ein bösartiger Tumor bildet. Manchmal geht ein Tumor mit Beschwerden einher, zum Beispiel mit Heiserkeit oder einer Funktionsstörung der Schilddrüse. Das ist aber nicht immer der Fall. Auffälligkeiten der Schilddrüse kann man aber diagnostisch gut erkennen, zum Beispiel bei einer Sonografie, einer Computertomografie oder einer Kernspintomografie.

Ein erhöhtes Risiko, an einem Schilddrüsentumor zu erkranken, haben Menschen, die in der Kindheit bestrahlt wurden oder rasch gewachsen sind. Grundsätzlich gilt: Wer unter Heiserkeit leidet, sollte dies medizinisch abklären lassen, denn auch ein Karzinom kann mit Heiserkeit einhergehen.


Kontakte

Zur Diagnostik, Beratung und Einholung einer Zweitmeinung

Dr. med. Ute Winzer

MVZ-Praxis Nuklearmedizin / MVZ Ruhrgebiet Nord GmbH
+49 2362 29-58203

Zu Fragen rund um die Operation

Birgit Nowoczin

Sekretariat der Klinik für Chirurgie, Fachbereich Allgemein- und Viszeralchirurgie, Sektion Gefäßchirurgie
+49 2362 29-53200 +49 2362 29-53401

Ansprechpartner

Priv. Doz. Dr. med. Wilhelm Gross-Weege

Chefarzt, Schwerpunkt Schilddrüse

Ethem Topsakal

Leitender Oberarzt, Schwerpunkt Schilddrüse

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