Bei einer Instabilität des Schultergelenks müssen zwei Formen unterschieden werden: eine angeborene und eine erworbene.
Die angeborene, sogenannte habituelle Instabilität, ist in der Regel auf ein schwaches Stützgewebe und einen schwachen Kapsel-Bandapparat zurückzuführen. Dadurch erhält der Oberarmkopf zu viel Spiel und kann auch ohne große Gewalteinwirkung aus dem Gelenk springen (Luxation). Dennoch wird diese Form der Instabilität nur in Ausnahmefällen operiert. Die Therapie der Wahl ist ein intensives physiotherapeutisches Übungs- und Trainingsprogramm über mehrere Monate.
Nach einer Verletzung des Kapsel-Bandapparats durch eine unfallbedingte Schultergelenkverrenkung (Luxation) kann eine so genannte chronisch-traumatische Instabilität entstehen. Die an der Gelenkpfanne befestigte Gelenklippe, das Labrum, wird durch das Herausspringen des Oberarmkopfes abgerissen. Zusätzlich überdehnt sich die vordere untere Gelenkkapsel sehr stark. Deshalb kann das Schultergelenk in der Folge auch ohne erneuten Unfall erneut spontan herausspringen.
Der Oberarmkopf muss nach einer Luxation wieder in die Gelenkpfanne eingerenkt werden. Dies ist oft nur in Narkose möglich. Danach wird der Arm über mehrere Tage in einer Schlinge ruhiggestellt, damit das Kapsel-Bandgewebe anheilen kann. Nach der Ruhigstellung erfolgt ein physiotherapeutisches Übungsprogramm, um das Gelenk wieder muskulär zu stabilisieren. Bleibt trotz allem eine Instabilität zurück oder besteht ein hohes Risiko für eine erneute Ausrenkung (Sportler), sollte eine operative Stabilisierung des Gelenks erfolgen.
Nach einer Kernspintomographie wird zunächst eine Arthroskopie (Gelenkspiegelung) durchgeführt, um das Verletzungsausmaß am Gelenkpfannenrand und an den Kapsel-Bandstrukturen sowie zusätzliche Schädigungen zu beurteilen. Anschließend erfolgt, wenn möglich, die arthroskopische Stabilisierung. Hierbei wird die abgelöste Gelenklippe (Labrum) mit dem Kapselbandapparat in ihre ursprüngliche Position gebracht und mit Fadenankersystemen sowie Nähten fixiert.
Findet sich jedoch im Einzelfall eine starke Überdehnung oder komplette Zerreißung der Gelenkkapsel oder zeigen sich zusätzliche Begleitverletzungen, kann ein offenes Vorgehen über einen größeren Schnitt folgen. Eventuell gerissene Sehen werden genäht.
Die Dauer des Krankenhausaufenthalts beträgt wenige Tage. Die angelegten Nähte können anfangs keiner großen Belastung standhalten, sodass die Schulter für die ersten Wochen nach der Operation in einer speziellen Bandage ruhiggestellt werden muss. Gleichzeitig beginnt ein ausbalanciertes und phasenorientiertes Rehabilitationsprogramm, das Sie unbedingt einhalten müssen, um den Operationserfolg zu sichern. Für dieses Programm benötigen Sie sehr viel Zeit. Aber das Training ist wichtig, um der durch die Ruhigstellung des Gelenks resultierenden Einsteifung entgegenzuwirken und gleichzeitig ein sicheres Einheilen des Kapsel-Bandapparats zu gewährleisten.
Die Wiederaufnahme der beruflichen oder sportlichen Aktivität ist abhängig von der individuellen Tätigkeit oder Sportart. Sportler ohne Überkopfleistungen können frühestens drei bis vier Monate nach der Operation den Beginn einfacher Trainings- oder Technikübungen einplanen. Meist ist jedoch mit einer deutlich späteren Rückkehr zur sportlichen Belastung zu rechnen.