Anästhesie und Narkose: Schmerz ausschalten

Um eine Operation durchführen zu können, muss vor allem das Schmerzempfinden über eine Anästhesie ausgeschaltet sein. Für eine Ausschaltung des Schmerzes gibt es verschiedene Verfahren. Diese haben unterschiedliche Nutzen-Risiko-Profile, die wir individuell mit Ihnen abstimmen.

Wie können wir eine Narkose führen, damit der Patient ein möglichst geringes Risiko trägt?

Hier können Sie uns helfen: Wir sprechen im Vorfeld mit Ihnen ausführlich über Ihren Gesundheitszustand – jede Unverträglichkeit, Begleiterkrankung oder vorbestehende Medikation kann von Bedeutung sein! Um den Schmerz auszuschalten, hat das Fachgebiet verschiedene Verfahren.

Allgemeinanästhesie (Vollnarkose)

Bei einer Allgemeinanästhesie erhält der Patient eine sogenannte Vollnarkose: Er "schläft". Er erhält dazu zunächst ein starkes Schmerzmittel und danach ein Schlafmittel.

Während der Betäubung überwachen Anästhesisten die Vitalfunktionen: Herzschlag, Blutdruck und Atmung, sowie im Fall einer Vollnarkose auch die Tiefe des "Schlafs" über eine Elektroenzephalografie – sie bildet die Hirnströme ab.

Um die Betäubung während der gesamten Operation aufrechtzuerhalten, kommt entweder ein Narkosegas oder ein intravenöses Narkosemittel (das der Patient in die Blutbahn erhält) zum Einsatz. Unsere Klinik für Anästhesie, operative Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie setzt nach Möglichkeit die total intravenöse Anästhesie (TIVA) ein, der Patient erhält die Narkose also über die Blutbahn.

Die Vorteile sind:

  • schnelleres Erwachen, wenn die Operation beendet ist
  • weniger Übelkeit nach der Narkose
  • gute Steuerbarkeit der Narkosetiefe

Regionalanästhesie (Teilnarkose)

Wenn Sie eine Operation im Bereich der unteren Körperhälfte oder peripher im Bereich der Arme oder Beine erhalten, werden unsere Anästhesisten mit Ihnen über ein Regionalanästhesieverfahren sprechen. Denn es ist möglich, lediglich Teile des Körpers zu betäuben.

Hintergrund: Über eine kleine Nadel spritzen Anästhesisten Depots eines lokal wirkenden, örtlichen Betäubungsmittels (wie etwa beim Zahnarzt) um die Nervengeflechte, die diese Körperpartien sensibel und motorisch versorgen. Das blockiert die Übertragung der Schmerzreize an das Gehirn. Das Ergebnis ist: Die Patienten spüren keinen Schmerz, sind aber wach. Gerne können Sie in einem solchen Fall Ihre eigene Musik mitbringen und über Kopfhörer hören.

Welche Regionalanästhesien sind möglich:

Spinalanästhesie: Blockade der Nervenwurzeln im Duralsack, beide Beine und Teile des Bauchs sind betäubt.

Epiduralanästhesie: Das Narkosemittel wird nicht direkt in den "Duralsack" gespritzt, der das Rückenmark umspült, sondern in den (anatomischen) Raum davor. Das Narkoseverfahren finden Sie vor allem in der Geburtshilfe und bei der kombinierten Anästhesie zur postoperativen Schmerztherapie.

Plexusanästhesien (Narkose von "Nervenbündeln"): Möglich sind ein kompletter Block der Schmerzreizübertragung für die Dauer der Operation und/oder ein Katheterverfahren für die postoperative Schmerztherapie. Epidural- und Plexusanästhesien werden im Alltag überwiegend für die postoperative Schmerztherapie genutzt. Patienten erhalten an die entsprechende Stelle im Bereich des Rückens, der Leiste oder des Halses ein örtliches Betäubungsmittel injiziert, bei Bedarf wird zusätzlich ein kleiner Schmerzkatheter eingelegt.

Anlage eines Katheters: Sie erfolgt unter sterilen ("keimfreien") Bedingungen. Um die Nervenbündel in der Leiste und am Hals zu identifizieren, setzen wir Elektrostimulation und Ultraschall ein.

Die Vorteile – und gegebenenfalls auch Risiken – dieser Methoden erklären wir Ihnen gern im persönlichen Gespräch.

Narkoseverfahren kombinieren

All diese Verfahren lassen sich gut kombinieren. Beispiel: Sie erhalten eine große Operation am Bauch. Dann werden unsere Anästhesisten mit Ihnen über eine Epiduralanästhesie sprechen. Sie hat während der Operation den Vorteil, dass der Bedarf an Narkosemitteln geringer ist. Nach der Operation hat sie viele weitere Vorteile, zum Beispiel:

  • Schmerzen nach dem Eingriff sind geringer. Die Patienten atmen besser (weil tiefes Einatmen nicht weh tut), und das beugt Lungenentzündungen vor.
  • Die Magen- und Darmtätigkeit kommt besser in Gang.
  • Die Durchblutung während der Operation ist besser, das Gewebe heilt besser.
  • Nach der Operation können sich die Patienten besser bewegen – weil das Schmerzniveau nicht so hoch ist.

 


Geburtshilfliche Anästhesie

Die Klinik für Anästhesie, operative Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie am St. Elisabeth-Krankenhaus bietet werdenden Müttern und ihren Kindern alle Methoden der Geburtserleichterung an. Erfahren Sie mehr über die verschiedenen Verfahren.

Epiduralanästhesie

Die effektivste Methode zur Schmerzerleichterung unter der Geburt ist die Epiduralanästhesie. Ob sich das Verfahren für Sie eignet und welches die Risiken sind, klären wir gerne mit Ihnen in einem persönlichen Gespräch.

Wichtig für Sie ist zu wissen, dass eine absolute Schmerzfreiheit mit dieser Methode nicht zu jedem Zeitpunkt des Geburtsverlaufs gewährleistet ist. Denn die Wehentätigkeit und die Möglichkeit zur aktiven Mitarbeit (Bauchpresse) dürfen nicht zu stark beeinträchtigt sein.

Der große Vorteil dieser Methode ist, dass keine unerwünschten Nebenwirkungen beim Neugeborenen zu erwarten sind, da die Medikamente direkt an den Nervenwurzeln wirken und nicht vom Körper aufgenommen werden.

Wie wirkt eine Epiduralanästhesie?

Bei der Epiduralanästhesie wird über eine sterile Punktionskanüle ein kleiner Katheter im Lumbalbereich eingelegt. Über diesen Katheter lassen sich Medikamente injizieren, die die Schmerzweiterleitung über die Nervenwurzeln hemmen. Für die Anlage des Katheters kommt ein Anästhesieteam zu Ihnen in den Kreißsaal. Damit die Anlage für Sie so angenehm wie möglich ist, werden Sie mit rundem Rücken sitzen oder auf der Seite liegen. Die Anlage des Katheters erfolgt in Lokalanästhesie unter sterilen (keimfreien) Bedingungen, damit sich die Einstichstelle nicht infiziert.

Damit Sie ohne Risiko von der Epiduralanästhesie profitieren, benötigen wir einige wichtige Angaben von Ihnen. Besonders wichtig ist die Information über mögliche erbliche oder erworbene Gerinnungsstörungen, oder die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten.

Hintergrund: Natürlich untersuchen wir Ihr Blut, aber nicht alle Gerinnungsstörungen lassen sich über eine Blutentnahme nachweisen. Im Falle einer unerkannten Gerinnungsstörung kann es an der Punktionsstelle zu einem Bluterguss kommen, der die Nervenwurzeln zusammendrücken und damit zu bleibenden Nervenschäden führen kann. Das möchten wir unbedingt vermeiden!

Eine weitere seltene, aber typische Nebenwirkung sind vorübergehende Kopfschmerzen. Rückenschmerzen können nach jeder Entbindung – unabhängig von einer Epiduralanästhesie – gehäuft auftreten. Eine sehr seltene Komplikation ist das Auftreten einer schweren Allergie gegen die injizierten Medikamente. Auch hier können Sie uns mit Ihren Angaben weiterhelfen, indem Sie uns über Allergien oder sonstige Unverträglichkeiten informieren.

Patienten-kontrollierte intravenöse Analgesie (PCA)

Ist eine Epiduralanästhesie nicht möglich (zum Beispiel bei Gerinnungsstörungen) oder wirken schwächere Schmerzmittel nicht ausreichend, können wir Ihnen bei pathologischen Wehenschmerzen die patientenkontrollierte intravenöse Analgesie (PCA) mit einem kurz wirksamen, hochpotenten Opioid (Remifentanil) anbieten.

Die Methode hat sich in internationalen Studien als wirksam und sicher in der Geburtshilfe erwiesen. Alle hochpotenten Opiate können (dosisabhängig) kurzfristig die Atmung beeinträchtigen. Daher wird während der Anwendung der PCA bei Ihnen die Sauerstoffsättigung im Blut über einen Fingerclip kontinuierlich erfasst.

Hintergrund: Wie alle anderen stark wirksamen Opioide und Allgemeinanästhetika (Narkosemittel) tritt auch dieses Medikament über die Plazenta in den kindlichen Kreislauf über. Gleichzeitig minimiert die ultrakurze Wirksamkeit dieses Opioides das Risiko einer Beeinträchtigung des Kindes bei der Geburt, kindliche Nebenwirkungen sind aber nicht völlig ausgeschlossen. Daher ist die intravenöse PCA nur die "ultima ratio" – also das letzte Mittel – in der Geburtserleichterung.

Kaiserschnitt

Sollte sich herausstellen, dass Ihr Kind nicht auf natürlichem Weg zur Welt kommen kann, sind wir jederzeit darauf eingerichtet, eine Anästhesie für einen Kaiserschnitt durchzuführen. Dafür haben wir verschiedene Verfahren.

Liegt bereits ein Epiduralkatheter, können wir diesen auch für die Anästhesie bei einem Kaiserschnitt nutzen. Liegt noch kein Epiduralkatheter, ist die bevorzugte Form der Anästhesie zum Kaiserschnitt die Spinalanästhesie.

Hintergrund: Der Unterschied zwischen Spinal- und Epiduralanästhesie liegt darin, dass bei der Spinalanästhesie direkt der Duralsack punktiert wird, der die Nervenwurzeln umschließt. Das örtliche Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) gelangt also direkt an die Nervenwurzeln. Bei der Epiduralanästhesie liegt der Katheter vor dem Duralsack, und das Medikament muss erst an die Nervenwurzeln diffundieren. Dadurch ist der Wirkungseintritt bei der Epiduralanästhesie langsamer.

Bei einem eiligen Kaiserschnitt oder bei Vorliegen von Kontraindikationen für eine rückenmarksnahe Regionalanästhesie machen wir eine speziell an die geburtshilfliche Situation angepasste Allgemeinanästhesie (Vollnarkose). Auch die Vollnarkose ist in der Geburtshilfe ein sicheres Verfahren, allerdings ist das Risiko einer kindlichen Beeinträchtigung durch die intravenös applizierten Anästhetika größer als bei einer Spinalanästhesie.


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